Ein ganz normaler Schulflug mit dem Motorsegler, Marius und ich wollen Langsamflug und Durchstartmanöver üben. Dazu fliegen wir direkt nach dem Abheben erstmal nach Norden über den Burgwald um dann über dem weiten Lahntal einen sicheren Übungsraum zu haben. Westlich von Mellnau steigt eine kleine Rauchsäule auf und ich weise Marius drauf hin. Der antwortet:
„Da vorne im Wald hats auch gequalmt“
Ich frage zurück: „Du meinst das Feuer da?“
Er: „Nein, da rechts hinter uns“
„Ich hab nix gesehen. Flieg mal eine Kurve. Wenn das im Wald ist, sollten wir das vielleicht melden“
Marius dreht einen drei-Viertelkreis und dann seh ich es auch. Zwischen hohen Kiefern-Stämmen wabern Qualmwolken und ziehen eine hauchfeine Spur über den Wald.

Wir gehen etwas tiefer, um vielleicht die Quelle zu sehen, aber da ist nichts, kein Weg, keine Lichtung und keine Menschen, die das vielleicht unter Kontrolle hätten.
Ich rufe den Turm in Marburg, um die Information weiterzuleiten. Paul zögert nicht und benachrichtigt die Feuerwehr, die wohl über ein Feuer nahe Mellnau schon informiert ist. Paul bittet mich daher direkt die Notrufnummer 112 anzurufen, was aus dieser niedrigen Flughöhe auch klappt.
„Hallo, hier Motorsegler D-OI aus Marburg-Schönstadt, etwa 1 km östlich von Mellnau, Rauchentwicklung im Burgwald, offenbar ein kleines Feuer mitten im Wald“
(schon seltsam, sich am Telefon mit Flugzeugkennzeichen zu melden…)
„Ist das zwischen Mellnau und Oberrosphe?“
„Nein, das ist mitten im Wald, das andere Feuer sehen wir auch“
„Sehen Sie ob dort Personen sind?“
„Nein keine Personen. Es qualmt schon seit mindestens 10 Minuten, es ist auch kein Weg in der Nähe. Das Feuer ist sehr klein, aber scheint zu wachsen“
„Wir schicken einen Einsatz los. Können Sie dort bleiben?“
„Positiv. Wir kreisen über der Stelle“
Wir bleiben für fast 10 Minuten in etwa 400 m Höhe über der Brandstelle und die Qualmerei nimmt noch zu. Dann sehe ich, wie südlich von Mellnau ein Lkw der Feuerwehr auf den Feldweg Richtung Wald einbiegt und wir beschließen zurück zum Flugplatz zu fliegen; Doch noch während des Anflugs ruft Paul vom Turm, und bittet uns nochmals die Stelle anzufliegen, die Feuerwehr hat Schwierigkeiten, den Brand zu lokalisieren. Also starten wir durch und fliegen den Punkt wieder an. Jetzt, 20 Minuten später ist die Rauchsäule schon deutlicher sichtbar, aber das Feuerwehrfahrzeug hat, wie ich von oben sehen kann, offenbar den falschen Weg erwischt. Wir rufen wieder Paul im Turm und ich versuche auf meinem Telefon-Navi den richtigen Anfahrtsweg zu finden und durchzugeben. Der Telefon-Rückruf bei der Feuerwehr klappt jetzt nicht mehr.
Paul ruft wieder vom Turm:
„Könnt ihr GPS-Koordinaten durchgeben? Die Feuerwehr findet die Stelle nicht“
Unser Bord-GPS im Motorsegler fehlt schon seit langem, aber Marius weiß zum Glück, wie man die Koordinaten aus meinem Telefon abruft.
Ich übernehme das Steuer und er funkt die Koordinaten sorgfältig an Paul, der sie an die Feuerwehr weiterleiten kann. Als dann endlich ein großer roter Lkw auf den richtigen Feldweg einbiegt, steigen wir erleichtert weg und steuern zurück nach Marburg. Am nächsten Tag erfahren wir aus der Presse:

http://m.op-marburg.de/Landkreis/Nordkreis/Feuer-in-Mellnau-Wetters-Wehren-stoppen-Waldbrand

{{ message }}

{{ 'Comments are closed.' | trans }}